Manchmal habe ich den Eindruck, die Zeit der Idole sei vorbei. Vorbilder? Ich kann sie nicht auf Anhieb nennen. An welchen Personen orientieren sich unsre Zeitgenossen?
Ich vermute mal, es gibt sie wirklich, diese Idole, an denen sich jemand orientiert. Aber sind sie vergleichbar mit früheren Größen?
Wir erinnern an Albert Schweitzer, von dem der große Albert Einstein sagte: „Er ist nach meiner Meinung der einzige Mensch in der westlichen Welt, der eine übernationale moralische Wirkung auf diese Generation gehabt hat. Die Stärke dieser Wirkung beruht überwiegend in dem Beispiel, das er durch sein praktisches Lebenswerk gegeben hat.“ Wer kennt nicht ein Bild dieses vitalen Mannes mit dem Tropenhelm, der im Urwald steht oder sich mit Pelikanen abgibt. In Lambarene, jenem Hospitaldorf am großen Fluss Ogowe, haben Einbäume festgemacht, mit denen Patienten noch von weit hergebracht werden. Vielleicht gibt es noch ein Bild, wo er an der Orgel sitzt. Mit Orgelkonzerten in ganz Europa akquirierte er Geld für sein Urwaldspital. Nachdem die Atombomben geworfen wurden, motivierte ihn Albert Einstein, sich gegen die atomare Bewaffnung einzusetzen. Als Friedensnobelpreisträger fand er auch das angemessene Gehör.
Zugleich oder zuerst gründete sein Leben im christlichen Glauben. Als Theologieprofessor war er in Straßburg erfolgreich und seine Werke spielten noch in meinem Studium, etliche Zeit nach seinem Tod, eine Rolle.
Sich mit diesem Mann, seinem Glauben und seinem Wirken auseinanderzusetzen ist spannend. Daher bieten Pfarrer Thomas Brandl und ich wieder einmal eine kurze Reihe mit „…lesen“ an: „Schweitzer lesen“.
Pfarrer Volker Schoßwald