Kinderfrage: Kommen Schmetterlinge auch in den Himmel?
Was würden Sie darauf antworten?
Das war einmal eine Kirchentagslosung: Wenn dein Kind dich morgen fragen wird…
Sie stellte die Frage: Wie geben wir unseren Glauben an die nächste Generation weiter? An Kinder und Enkelkinder?
Wenn dein Kind dich morgen fragen wird…, dann sollst du erzählen, wie Gott das Volk aus Ägypten befreit hat … also die Geschichte, die die Israeliten selbst erlebt hatten, ihre eigenen Erfahrungen mit Gott, praktisch ihre eigene Glaubensgesichte und die Glaubensgeschichte ihres Volkes. (4. Mose 6,20-25)
Und so wird das in jüdischen Familien heute noch praktiziert am Abend des Passamahls. Da stellt dann immer der/die Jüngste der Familie dem Oberhaupt die Frage: Was unterscheidet diese Nacht von den anderen Nächten?
Und dann? Ja, und dann, dann fängt er an zu erzählen von der Zeit in Ägypten, der Wüstenwanderung, der Weg in das gelobte Land…
Vom Glauben erzählen, nicht allgemein, sondern ganz persönlich, von unseren eigenen Erfahrungen, das fällt uns schwer. Wir retten uns gerne ins Allgemeine. Wir werden schnell „lehrerhaft“, reden von oben herab. Wir wissen es gerne „besser“.
Oder: wir wimmeln die Fragen ab, weil sie uns jetzt gerade nicht passen, oder sogar unbequem sind.
Kinder können da ja hartnäckig sein. Zum Glück. Sie müssen uns unsere Antworten manchmal richtig abquengeln. Und wir antworten endlich, damit sie Ruhe geben.
Das, was unsere Kinder brauchen, sind unsere ehrlichen Antworten. Sie wollen spüren, dass wir das selbst erlebt haben.
Sie wollen und brauchen keine glatten Antworten, nicht die „richtige“ Antwort, das, was „stimmt“, was so auch im Lexikon steht. Sie wollen nicht abgespeist werden.
Unsere Kinder wollen spüren, ob uns auch solche Fragen umtreiben und wie wir damit umgehen. Ob uns die Frage nach Gott, nach dem Geheimnis des Lebens und des Sterbens wirklich beschäftigt. Sie wollen spüren, ob Gott und die Frage nach ihm, wirklich eine Rolle in unserem Leben spielt.
Von unserem Glauben ehrlich zu reden fällt uns schwer, weil wir da auch von unseren Zweifeln und unseren ganz eigenen Fragen reden müssten, davon was in uns nagt, was uns bedrängt, davon worauf wir selbst keine rechte Antwort gefunden haben. Aber das wollen wir unseren Kindern und Enkeln oft nicht zumuten.
Doch das sollte uns eigentlich nicht bekümmern. Solange wir auf dem Weg sind, gehören Zweifel, ungelöste Fragen, auch der Protest gegen Gott zu unserem Glaubensweg.
Das können wir schon von den alten Israeliten lernen.
Immer wieder zweifeln sie auf dem Weg durch die Wüste an ihrem Gott, teilweise kommt es zu harten Auseinandersetzungen.
Das Ringen mit Gott und den vielen Fragen, die uns das Leben stellt, gehört zu unserem Leben. Einen Glauben ohne nagende Zweifel gibt es nicht.
Da können uns unsere Kinder sogar helfen. Wenn wir uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg machen, wenn sie wieder eine knifflige Frage stellen, dann sollten wir dieser Frage nicht aus dem Weg gehen.
Denn in der Regel ist sie unsere eigene Frage, die uns selbst umtreibt.
Kommen Schmetterlinge auch in den Himmel?
Außerdem ist es spannend, festzustellen, wo wir hinkommen, wenn wir z.B. genau dieser Frage nachgehen?
Mit der Kinderbibel, der Bibel, dem Lexikon, dem Sachbuch über Schmetterlinge und indem wir andere Menschen in dieses suchende und neugierige Gespräch mit einbeziehen. Plötzlich werden unsere Gespräche wieder interessant, wenn wir unseren Mitmenschen solche Fragen stellen und ernsthaft nach einer Antwort suchen.
Kommen Schmetterlinge auch in den Himmel?
Diese Frage, wie viele andere Kinderfragen, ist keine nebensächliche Frage. Sie zielt ins Herz unseres Glaubens, und damit ins Zentrum unseres Lebens.
Denn unserer Antwort wird unmittelbare Konsequenzen für das Leben unseres Kindes (aber auch unseres eigenes) haben: Unter Umständen ziehen Kinder aus der Antwort: „Nein, sie kommen nicht in den Himmel“, dass Schmetterlinge nicht so wichtige Tiere sind, die sie ruhig töten dürfen. Und wenn wir der Frage weiter nachgehen, könnte es uns zu der nächsten Frage bringen: Wie ist das mit den Tieren, auch den „großen“ Tieren? Dürfen wir mit ihnen machen, was wir wollen? Dürfen wir sie als Wandschmuck verwenden (wie z.B. die Schmetterlinge), dürfen wir sie essen, oder sie zu unzähligen anderen Produkten verarbeiten? Wie gehen wir mit ihnen um? Sehen wir sie als Lebewesen? Von Gott geschaffen? Oder als Material, als Werkstoff, als Lebensmittel, als eine Sache?
Kommen Schmetterlinge auch in den Himmel?
Wir sollten unsere Kinder nicht allein lassen mit den wirklich schwierigen Fragen, die sie umtreiben. Denn sie werden tagtäglich damit konfrontiert. Sie suchen nach praktischen Lösungen für ihr tägliches Leben. Sie suchen nach Gott und einem Sinn in dem, was sie ständig erleben.
Wenn nicht wir, die Eltern und die Großeltern, wer soll ihnen dann eine tragfähige Antwort geben?
Wenn dich dein Kind (oder Enkelkind) morgen fragen wird, dann wollen wir uns auf den Weg machen, miteinander eine Antwort zu finden.