Frau R. ist mit ihrem Mann jahrelang regelmäßig in den Gottesdienst gekommen. Seit einiger Zeit kann sie nicht mehr. Das Gehen fällt ihr schwer.
Ohne Hilfe kommt sie die Treppe nicht hinunter. Herr und Frau R. schauen am Sonntag nun den Fernsehgottesdienst. Er gefällt ihnen.
Dennoch fehlt ihnen der Kirchgang in „ihre“ Kirche. Dort konnten sie viele Menschen treffen, die sie gekannt haben. Das Gefühl der Gemeinschaft stellt sich am Fernseher nicht so leicht ein. Es sind ja immer andere Gemeinden, andere Kirchen, andere Gesichter. Auch die Feier des Heiligen Abendmahl vermissen die beiden. Das Vaterunser können sie vor dem Fernseher noch mitsprechen, Brot und Wein lassen sich aber nicht durch den Bildschirm reichen. Herr und Frau R. haben davon gehört, dass Pfarrerinnen und Pfarrer zur Feier des Heiligen Abendmahl auch nach Hause kommen. Lange haben sie sich nicht getraut ihren Pfarrer anzurufen. Vor ein paar Tagen war er bei ihnen. Zusammen mit ihren Nachbarn, die auch nicht mehr so gut gehen können, haben sie im Wohnzimmer miteinander das Heilige Abendmahl gefeiert. In einem kleinen Köfferchen brachte der Pfarrer ein Kreuz mit, Kerzen, einen Abendmahlskelch und die kleine Dose für die Hostien. Weil sie gut bei Stimme waren, haben sie auch miteinander gesungen. Ein Gesangbuch hatten sie zuhause. Der Ablauf der kleinen Feier folgt der Zeremonie des Gottesdienstes, die Einsetzungsworte, das Vaterunser, der Friedensgruß, die Austeilung, der Segen. So waren sie eine kleine Gemeinde. Die Feier hat ihnen und ihren Nachbarn gut getan. Im Anschluss sind sie noch zusammen geblieben und haben miteinander Kaffee getrunken.
Wollen Sie gerne das Abendmahl feiern, können aber nicht mehr in die Kirche kommen, so rufen Sie doch einfach in Ihrem Pfarramt an. Wir kommen gerne und feiern mit Ihnen zu Hause!
Thomas Brandl