Advent gilt immer noch als „stade“, als besinnliche, Zeit.
Wir erleben die Adventszeit als das genaue Gegenteil: eine „geschäftige“ Zeit, Termindruck, Überstunden, schnell-schnell, Hektik, alles auf den letzten Drücker.
Wir können nicht immer selber bestimmen über unsere Zeit. Das war auch schon zur Zeit der Bibel so. Der Kaiser Augustus, der Statthalter Quirinius oder auch der König Herodes bestimmten über die Zeit der Menschen, sie schrieben vor, was sie zu tun oder lassen hätten. Sie hatten das Leben, die Lebenszeit der Menschen in der Hand
Doch zu dieser Zeit geschah etwas, was zunächst wie ein Märchen beginnt: 1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.
Da ereignete sich etwas, was zunächst nicht vielen Menschen auffiel. Es wurde ein Kind geboren. In einem Stall. In einem kleinen Ort, namens Bethlehem. Niemand wusste davon, keiner ahnte etwas davon, dass dies zu dieser Zeit geschehen sollte.
In der Bibel steht geschrieben: Es kommt eine Zeit, in der alles anders wird. Da wird der Friedensfürst kommen, der wird die Menschen aller Welt miteinander versöhnen. Aber wann diese Zeit beginnen sollte, das wusste niemand. Nur ganz wenige Menschen verstanden die Zeichen der Zeit. Sie waren aufmerksam. Sie wussten irgendwann musste etwas passieren, was das Leben der Menschen in aller Welt verändern würde.
Da waren zum Beispiel die Sterndeuter, die Weisen aus dem Morgenland, die beschäftigten sich ja mit der Zeit, mit den Sternen, mit dem Kalender, sie beobachteten den Himmel, sie sahen den Stern, und sie wussten: Jetzt musste eine neue Zeit anbrechen. Der Sohn Gottes wird als Mensch unter Menschen geboren.
Und sie machten sich auf die Suche nach diesem Friedensfürsten. Sie folgten dem Stern.
Im Palast des Königs Herodes fanden sie ihn nicht.
Schließlich fanden sie ein Kind in der Krippe in einem Stall. Daneben standen Hirten vom Felde. Einfache Menschen. Hier wird der Sohn Gottes geboren. Eine neue Zeit bricht an: Gottes Zeit.
So verkünden die Engel den Hirten auf dem Feld:
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Der König Herodes hat die Botschaft besser und schneller verstanden als viele andere Menschen. Die Zeit der Kaiser und Könige ist abgelaufen. Deswegen hat er das kleine Kindlein verfolgen lassen und seine Eltern mussten fliehen.
Wir richten uns seitdem an einer anderen Zeit aus, auch wenn uns das meist nicht bewusst ist:
Das zeigt uns schon unser Kalender: Woche für Woche feiern wir den Sonntag, den Tag der Auferstehung.
Den Tag beginnen wir – im Idealfall – mit Gebet und Bibellesen zu Hause, oder einem Gottesdienst in der Gemeinde, einem Gebet in der Schule oder am Arbeitsplatz
Mittags hören wir die Glocken läuten, die uns an das Friedensgebet erinnern. Wir sprechen ein Vaterunser.
Am Abend legen wir uns in „Gottes Namen nieder“, danken wir Gott für diesen Tag und bitten ihn oder seine Engel um Schutz für die Nacht.
Unser Kirchenjahr (und damit auch unser Leben) ist geordnet nach dem Leben Jesu. Beginnend mit seiner Geburt, seiner Passion, seinem Sterben, seiner Auferstehung und die Zeit der Kirche.
Feste und Feiern gliedern unsere Zeit und lassen uns spüren: Unsere Zeit steht in Gottes Händen.
Doch die Zeitdiebe, die Zeitdiktatoren haben noch nicht aufgegeben. Sie nehmen uns die Sonntagsruhe und den Schlaf der Nacht, die Maschinen sollen rund um die Uhr arbeiten und Gewinn abwerfen. Und wir Menschen sollen nach dem Takt der Produktion leben.
Advent erinnert uns an eine andere Zeit, an die Zeit Gottes: Seht die gute Zeit ist nah. Die gute Zeit das ist: Zeit für uns, Zeit für unsere Mitmenschen, für Gemeinschaft, für Miteinander und Füreinander, für Verständigung und Versöhnung
Zwei Zeiten stehen im Streit miteinander. Die hetzende und stressende Zeit dieser Welt mit ihren Zeitdieben, und die Zeit Gottes, die uns Frieden schenkt für unsere Seelen und Zeit füreinander.
Zwei Zeiten stehen im Streit miteinander: Aber wir können ruhig bleiben: Unsere Zeit steht in Gottes Händen. In ihnen sind wir geborgen. Er hält unser Leben in seiner Hand. Er macht uns frei von Hetze und Zeitdruck
Er schenkt uns seine Ruhe, seinen Frieden: Wenn das nicht das schönste Weihnachtsgeschenk ist?