Aber ihr habt den Heiligen Geist von Gott empfangen, und er lebt in euch, deshalb braucht ihr niemanden, der euch lehrt. Denn der Geist lehrt euch alles, und was er lehrt, ist wahr – es ist keine Lüge. Bleibt also bei dem, was er euch gelehrt hat, und lebt weiter mit Christus. (1. Johannes 2,27)
Taube und Feuer – das sind Symbole für den Heiligen Geist. Beides sind sehr kraftvolle Zeichen, die für mich Stärke und Macht symbolisieren. Diese Eigenschaften des Heiligen Geistes zeigen sich auch in einer wichtigen Aufgabe, die er hat: Er lehrt uns, damit wir die Wahrheit in ihrer ganzen Tiefe erfassen können. Außerdem ist er untrennbar mit Jesus Christus verbunden und hilft uns deshalb, sein Erlösungswerk begreif- und erlebbar zu machen. Dadurch werden wir in die Lage versetzt, das Geschenk der Erlösung durch Christus für uns anzunehmen.
Darum kann Johannes im gleichen Vers schreiben: „Ihr braucht niemanden, der euch lehrt.“ Dabei ist mein erster Eindruck: Diese Aussage ist gefährlich! Ist damit nicht sämtlichen Arten des Irrglaubens Tür und Tor geöffnet? Soll denn dann jeder glauben, was er möchte?
Doch auf den zweiten Blick wird genau dieser Gedanke widerlegt: Johannes selbst schreibt schließlich kurz vorher: „Doch haltet an dem fest, was ihr von Anfang an gehört habt!“ (1. Johannes 2,24; NLB). Damit bezieht sich Johannes auf die Lehre der Apostel und auch auf die Heilige Schrift. Ich denke, was er hier meint, ist: Lasst euch nicht durch irgendwelche Lehren verwirren, sondern sucht selbst nach der Wahrheit! Der Heilige Geist befähigt euch dazu, gute und richtige Entscheidungen zu treffen. Er ist in euch wirksam und wird jedem von euch Klarheit und Erkenntnis der Wahrheit schenken.
Dieses Prinzip ist heute noch genauso gültig: Natürlich können Predigten, Andachten, etc. hilfreich sein und zum Wachstum in Glauben beitragen. Doch das entbindet uns nicht von der Verantwortung, das Gehörte zu prüfen. Das heißt natürlich nicht, dass man in jedem Gottesdienst nach Fehlern suchen sollte, die man dem Prediger hinterher vorwerfen kann. Doch eine gesunde Skepsis ist angebracht. Der Auftrag, das Gesagte selbst zu durchdenken ergeht damit an uns alle.
Ich empfinde es als Privileg, dass Gott uns durch seinen Heiligen Geist genau dazu in die Lage versetzt. Gott traut jedem von uns zu, selbst in der Bibel zu lesen und dann mit Hilfe des Heiligen Geistes die Bedeutung für uns heute zu erkennen. Dieser Gedanke ist für viele Menschen nicht selbstverständlich. Deshalb ist genau das ein Punkt, über den Jahrhunderte lang immer wieder gestritten wurde.
Man denke nur an die Reformation oder andere Bewegungen, die sich dafür einsetzten, dass jeder Mensch Zugang zu Gottes Wort haben sollte. Der Gedanke, dass jeder selbst in der Bibel lesen können sollte und unabhängig von verschiedenen Auslegern seine eigenen Entscheidungen treffen kann, erschien vielen Menschen zu unberechenbar und riskant. Doch die Aussage der Bibel ist klar: Wir haben den Heiligen Geist und werden durch ihn befähigt, die Bedeutung des Wortes Gottes für uns und unser Leben zu entdecken.
In diesem Sinne möchte ich euch Mut machen, die Bibel tatsächlich regelmäßig in die Hand zu nehmen und darin zu lesen. Wenn wir offen sind, auf den Heiligen Geist zu hören und ihn einladen, uns dabei zu helfen, das Wort Gottes zu verstehen, dann wird er uns beim Lesen begleiten. Ich bin gespannt auf die Erkenntnisse, die er uns dabei schenken möchte.
Quelle: www.medienarche.de