Dieser Satz ist Teil des Vater Unser. Dabei handelt es sich um das Gebet, dass Jesus seine Jünger gelehrt hat, als sie ihn gefragt haben, wie sie denn eigentlich beten sollen. Daher ist das Vater Unser sehr bekannt und viele können es sogar auswendig. Weil dieses Gebet also alles zusammenfasst, was Jesus im Gespräch mit dem Vater wichtig ist, ist es gut, sich immer wieder klar zu machen, was man im Vater Unser tatsächlich betet.
Gerade in Mitteleuropa scheint es selbstverständlich zu sein, genug zu essen zu haben. Dass man dafür tatsächlich bitten und Gott vielleicht auch dafür danken sollte, scheint erstmal nicht nachvollziehbar. Schließlich hat man es sich verdient, denn man ist ja unter anderem genau deshalb arbeiten gegangen! Da steht es einem ja wohl zu, Geld zu bekommen und davon Brot zu kaufen! Was sollte Gott damit zu tun haben?
Doch gerade diese Selbstverständlichkeiten sind Geschenke Gottes, die ich immer wieder dankbar aus seiner Hand nehmen darf. Ich habe keinen Anspruch darauf, dass ich hier in Frieden leben kann und mir um das tägliche Brot keine Sorgen machen muss. Auch meine Gesundheit und mein Arbeitsplatz sind Gaben Gottes.
Diese Erkenntnis hatte auch Elihu, ein Freund Hiobs, als er sagte: „Wenn er (Gott) nur an sich selbst denken und seinen Geist und seinen Lebenshauch wieder zu sich zurückziehen würde, würde alles Leben erlöschen und die Menschheit würde wieder zu Staub werden.“ (Hiob 34,14-15; Luther 2017) Er sah sein Leben als Geschenk Gottes und wusste sich in unmittelbarer Abhängigkeit von ihm. Und auch ich sollte diese direkte Abhängigkeit von Gott nie aus dem Blick verlieren. Alles, was ich bin, verdanke ich der Gnade Gottes, die mich ins Leben rief und auf die ich Zeit meines Lebens angewiesen bin.
Natürlich geht es in der Bitte um das tägliche Brot vordergründig darum, rein körperlich satt zu werden und seinen Hunger zu stillen. Doch Brot hat in der Bibel eine noch weiterreichende Bedeutung: Jesus selbst sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh. 6,35; Luther 2017) – damit weist er weit über den körperlichen Hunger hinaus. Nur er kann uns das Brot schenken, das nicht nur körperlich, sondern auch geistlich satt macht. Denn durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er die Gemeinschaft der Menschen mit Gott möglich gemacht. So begegnet er unserer tiefsten Sehnsucht.
Wir sind also sowohl dann von Gott abhängig, wenn es um die Stillung des körperlichen Hungers geht als auch dann, wenn es darum geht, geistlich satt zu werden. Diese Abhängigkeit von Gott wird dadurch noch deutlicher, dass hier nicht um einen Vorrat an Brot gebeten wird – sondern um die tägliche Versorgung damit. Das macht klar: Wir sind jeden Tag neu auf die Gnade und Zuwendung Gottes angewiesen. Es gibt keinen Vorrat, von dem man zehren könnte. Ich kann also nur darauf vertrauen, dass Gott mir an jedem Tag das gibt, was ich brauche. Doch gerade darin zeigt sich die Treue Gottes. Er steht zu seinen Zusagen und wird mir an jedem Tag das geben, was notwendig ist. In diesem Wissen kann ich Gott aus vollem Herzen um seine Versorgung für diesen Tag bitten und sie mit Dank entgegennehmen, wenn er sie mir schenkt.
Quelle: www.medienarche.de